Unser Dorf soll schöner werden

FIXME Im Juni 1980 bewarb sich Schleeßel bei der Aktion „Unser Dorf soll schöner werden“. Im folgenden der Wortlaut der Bewerbung.

Im Originaldokument (Scan, PDF, 1,8 MB) ist noch ein handschriftlicher Auszug aus dem „Jordebuch der Vogtei Sottrum v. 1694“ Seite enthalten.

Unser Dorf soll schöner werden
Schleeßel 1980

Das Dorf Schleeßel mit dem Ortsteil Platenhof liegt im westlichen Bereich des Landkreises Rotenburg (Wümme) an der Kreisstrasse von Taaken nach Rotenburg. Es liegt malerisch versteckt zwischen großen Laub- und Nadelbäumen auf einer Anhöhe in der Nähe des Wiesteflusses, der sich in ca. 500 m am Dorf entlang schlängelt. Die zum Teil noch sehr alten Gebäude der landwirtschaftlichen Betriebe sowie die An- und Neubauten passen sich wohltuend dem landwirtschaftlichen Charakter an. Das Dorf und seine Umgebung strahlen eine gewisse Ruhe aus.

Historische Entwicklung

Der Ortsname Schleeßel wurde im Laufe der Jahrhunderte verschieden geschrieben. Im Jordebuch von 1694 steht er als Schlesel, später Schlesell, Schleßell und jetzt Schleeßel. Durch die zunehmende Internationalisierung ist der Name schon häufig als Schleessel geschrieben. Der Ort lag in der Vogtey Sotttrum, gehörte aber zu Ottersberg.

Platenhoff, jetzt Platenhof, - sein damaliger Besitzer hieß Johan Hops – war zu der Zeit ein einstelliger Hof. Hier suchte die Pfarrerfamilie von Sottrum in der „Franzosenzeit“ Schutz und Unterkunft, da Sottrum, an der Heerstrasse Bremen – Hamburg gelegen, sehr gebrandschatzt wurde. Kulturell hingezogen zu Schleeßel fühlte sich seit alters her das jenseits der Wieste gelegene Bittstedt, das zur Gemeinde Taaken gehörte. Die Bittstedter Kinder besuchten auch bis zu ihrer Auflösung die 1850 in Schleeßel gebaute Schule. Bei Hochwasser war schulfrei – die Schüler konnten nicht durch die Wieste. Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl hat sich bis heute erhalten. Viel Interessantes nachlesen kann man in einer 1903 begonnenen Chronik des Ortes, die lückenlos bis heute fortgeführt wurde. Einige Stichworte:

1903 Anfang des Straßenbaues in Richtung Clüversborstel

Vor der Jahrhundertwende wurde gemeinsam mit Bittstedt eine Brücke über die Wieste gebaut – vorher war nur eine Furt, die nach der Brückenzerstörung 1945 nochmals benutzt wurde.

Der 1. Weltkrieg wird beschrieben: 1917 102 Einwohner und 9 gefangene Russen zum Arbeiten 1921 Elektrischer Strom, am 21. Dezember gefeiert mit einem Stromfest. 1923 Währungsreform: 1 Billion Mark gleich 1 R.M. (Reichsmark) Dazwischen immer wieder Hinweise auf Pflasterungen, zu denen alle Bürger beitragen mussten.

Schleeßel mit dem Ortsteil Platenhof war bis zur Gemeindereform im Jahre 1974 eine eigenständige Gemeinde. Bei der Reform wurde Schleeßel zusammen mit Clüversborstel, Reeßum und Taaken zu einer Gemeinde Reeßum zusammen geschlossen.

Raumordnung und Bauleitplanung

Das Dorf hat nach dem Regionalen Raumordnungsprogramm keine besonderen Entwicklungsaufgaben und ist raumordnerisch dem Grundzentrum Sottrum zugeteilt. Im Flächennutzungsplan der Samtgemeinde Sottrum zum Zwecke der Eigenentwicklung kleine Abrundungen in der Bebauung vorgesehen. Die Grün- und Baumflächen sind als Bestand ausgewiesen, um das örtliche Bild zu erhalten.

Fläche, Bevölkerung und deren Erwerbstätigkeit

Die Gemarkung von Schleeßel und Platenhof umfasst insgesamt 577 ha.

Davon sind

  • 206 ha Acker
  • 244 ha Wiesen und Weiden
  • 20 ha Wald
  • 107 ha Sonstiges, insbesondere Moor und Heide

Der Ort hat 180 Einwohner, wovon ein Teil durch die Wirren des 2. Weltkrieges nach hier verschlagene Bürger sind. Nach der Auflösung der einklassigen Volksschule im Jahre 1967 besuchen die Kinder die Grundschule in Bötersen und die Haupt- und Realschule in Sottrum. Weiterbildende Schulen werden in Rotenburg besucht. Kinderspielkreise in Reeßum, Taaken und Bötersen nehmen die 4 bis 6 jährigen auf. Landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe, selbstständige Unternehmer und viele nichtselbstständige Arbeitnehmer bestimmen das dörfliche Gefüge. Sie finden ihre Arbeit in der näheren Umgebung und zum Teil auch in Bremen und Hamburg.

Infrastruktur

Die Trinkwasserversorgung erfolgt zentral durch den Wasserversorgungsverband, die Abfallbeseitigung durch den Landkreis Rotenburg (Wümme). Die Abwasserbeseitigung erfolgt über ein Netzwerk der Samtgemeinde Sottrum nach Sottrum in eine zentrale Aufarbeitungsanlage. Einige Grundbesitzer haben aber noch ihre hauseigene, mechanische Kleinkläranlage. 1952 wurde der Ausbau der Wirtschaftswege begonnen, der bis heute weitestgehend abgeschlossen ist. In den Jahren 1966 und 1968 wurden die Radwege an der Kreisstrasse sowie der Regenwasserkanal angelegt, ebenso wurde eine Straßenbeleuchtung installiert. Strassen und Wege sind durch Bäume und Strauchwerk seitlich abgegrenzt und laden zu beschaulichen und erholsamen Wanderungen ein.

Gemeinschaftseinrichtungen und Dorfleben

Die 1850 erbaute Schule wurde wiederholt renoviert, zuletzt um Jahre 1959. Im Jahre 1969 wurde das Schulgebäude verkauft – ein Nebengebäude war vorher schon für die Freiwillige Feuerwehr hergerichtet worden. Aus der im Jahre 1902 gegründeten Pflichtfeuerwehr wurde nach dem 2. Weltkrieg eine Freiwillige Feuerwehr. In dieser sehr aktiven Wehr sind viele Familien vertreten. Sie hat zum größten Teil die kulturellen Aufgaben im Dorf mit übernommen. Die Männer organisieren Grillabende und Kinderfeste, Osterfeuer und Fußballturnier sowie andere Aktivitäten. Ohne sie läuft auch das alle 4 Jahre in Schleeßel stattfindende gemeinsame Erntefest der Gemeinde nicht. Mit Clüversborstel und Reeßum zusammen hat man einen gemischten Chor. Für Aufmärsche zu solchen Festen und für deren Durchführung liegt am Rande ein von Wald wunderschön umrahmter Gemeinschafts- und Bolzplatz. In Schleeßel und Platenhof, das merkt man auch in Ortsversammlungen, herrscht eine sehr starke Gemeinschaft.

Nach 1950 ging man an die Planung und den Ausbau eines Friedhofes, der auch die Toten von Bittstedt mit aufnimmt. 1958 fand dort das sonst in der Dorfmitte stehende Kriegerehrenmal seinen neuen Platz.

Unser Dorf soll schöner werden

Schleeßel hat von Anfang an an den Wettbewerben teilgenommen und dabei zum Teil, z. B. bei der Anlage des Friedhofes, beachtliche Erfolge erzielt.

Das Dorf hat von Natur her eine schöne Lage. Landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe haben es wegen der ständigen Arbeitsüberlastung schwer, alles immer auf Hochglanz zu halten, aber alle haben sich Mühe gegeben, das äußerliche Bild ihrer Höfe und Häuser zu verbessern und den Ort insgesamt schöner zu gestalten.

Schleeßel, im Juni 1980

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  • Zuletzt geändert: 04.03.2018 21:49
  • von Thorsten Niederkrome